Die Wirkung von Kleidung

Beim Vorstellungsgespräch für das Sekretarieat eines großen und nachmhaften Unternehmens wollte man vielleicht besonders hervorstechen und hat sehr tief in den Schrank gegriffen. Es wurde also der ANzug oder das Kostüm und die hohen Schuhe. Denn allgemein hat man dieses Bild der Sekretärin im Kopf: Bleistiftrock, Blazer und Stöckelschuhen. Jetzt, mit dem Festvertrag in der Tasche, macht man es cih ein wenig bequemer mit Jeans, Bluse und flachen Schuhen. Der Chef beäugt das neue Outfit argwöhnisch, obwohl er bei der Einstellung noch so freundlich und aufgeschlossen war.

Woran liegt das? In der Kleidung steckt doch die gleiche Person. Ganz einfach: An der gewählten Kleidung. Der Chef selbst läuft sogar am „Casual Friday“ mit Anzug und Krawatte durch die Firma, weil es seriös wirkt, etwas darstellt.

Wir verknüpfen unbewusst den Anzug mit Einfluss, Kompetenz und Seriosität. Unwillkürlich erwartet der Chef das selbstverständlich auch von seiner Sekretärin. Dabei spielt es zunächst weniger eine Rolle, ob man diese Attribute besitzt, sondern eher, ob man diese auch ausstrahlt.

Im Vorstellungsgespräch wirkte man durch das Outfit kompetent, verlässlich, nahezu perfektionistisch mit der Hochsteckfrisur auf den jetzigen Chef. So jemandem kann man seine Terminplanung und Korrespondenzen anvertrauen. Jetzt steht da eine Praktikantin vor ihm, der man vermutlich noch den Drucker erklären muss. Das dem nicht so ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Unwillkürlich schreiben wir verschiedenen Farben, Schnitten und Kleidungsstücken ganz spezielle Attribute zu.

Wir nehmen an, ob es Sinn ergibt oder nicht, dass der Träger eines bestimmten Kleidungsstücks, einer Farbe, gewisse Eigenschaften hat. Voreingenommen wie wir sind. Ein Beispiel: Welches Bild hat man vor Augen, wenn man an einen kurzen Lederrock und Absatzschuhe denkt? Dass diese beiden Kleidungsstücke kombiniert mit einer hochgeschlossenen Bluse, einer blickdichten Strumpfhose und einer Hornbrille durchaus zur Sekretärin gehören könnten, kommt einem eher als zweites in den Sinn.

So passiert es auch, dass man jemanden, der ganz in schwarz gekleidet ist, unbewusst der Grufti- oder Gothic-Szene zuschreiben und irgendwie als unsympathisch empfinden. Begegnet man jemandem in einer Jeansweste mit abgeschnittenen Ärmeln, hat man vermutlich sofort eine Gang, Punk oder Hooligans im Kopf.

Woran liegt das? Zum einen an den Medien, die vielfach für unsere Meinung verantwortlich sind. Zum anderen daran, dass gewisse Farben und Formen schon immer eine bestimmte Emotion in uns angesprochen haben. Rot zum Beispiel bringen wir gern mit Warnung und Gefahr in Verbindung.