Würden Sie jemanden in Ihr soziales Umfeld lassen, dessen Kleidung ungepflegt, möglicherweise auch übelriechend ist? Vermutlich nicht, oder? Und wenn Sie wüssten, dass dieser Jemand gerade ein Kind aus einer Grube gezogen und ihm so das Leben gerettet hat? Dann schon, vermutlich.
Wir schließen vom Äußeren, also der Kleidung, gern auf den Menschen in der textilen Hülle. Allgemeinhin gilt schließlich, wer gut angezogen ist, hat auch eine gewisse soziale Stellung. Zumindest kann derjenige sich gute Kleider, eine Waschmaschine und Waschmittel leisten. So jemanden lassen wir lieber in unsere Nähe, als jemanden ohne diese offensichtlichen Attribute.
Kleidung hatte nahezu schon immer einen sozialen Aspekt, nicht nur bezugnehmend auf die gesellschaftliche Stellung eines Individuums.
Auch zu welchen Gruppierungen man gehört, welcher Religion man zugehörig ist oder welche Einstellung zum Leben man hat, lässt sich oft an der Kleidung ablesen. Ebenfalls, welche Neigungen und Hobbies jemand verfolgt. Mit Aufkommen des sogenannten Cosplays, das heißt man verkleidet sich – außerhalb des Karnevals – als eine fiktive Figur, tat sich eine weitere soziale Gruppierung auf und dazugehörige Onlineshops, die sich auf ebendiese Kleidungsstücke spezialisiert hat.
Mit meinem Kleidungsstil kann ich ausdrücken, wem oder was ich mich zugehörig fühle. Das kann auch eine politisch orientierte Gruppe sein, wie beispielsweise die Gruppierung der sogenannten Skinheads, die mit Springerstiefeln und Bomberjacken in Verbindung gebracht werden können. Oder einem Lebensgefühl, wie es in den 70er-Jahren der Fall war, als man es durch luftige Blumenkleider, Fransenwesten, Sonnenbrillen und Cowboystiefel zum Ausdruck brachte. Durch meine Kleidung kann ich meinen Mitmenschen sehr viel über mich erzählen.